Freitag, 30. Mai 2008

Auf Partnersuche?

Es ist paradox genug, dass ausgerechnet in der Ära der Kommunikation es immer schwieriger wird, den Partner fürs Leben zu finden. Wir rasen durch den Alltag, das Lebens- und Arbeitsumfeld wird instabiler, Mobilität und Flexibilität sind die Schlagwörter. Eine feste, jahrelange Bindung zu planen und aufzubauen ist demnach fast schon eine Zumutung. Trotzdem will keiner dauerhaft Single sein. Im Internet boomt das Geschäft mit der Einsamkeit: laut der Single- und Partnerstudie 2008 von Parship wurden im Jahre 2006 in der virtuellen Partnervermittlungs-Branche 243 Millionen Euro Umsatz gemacht, doppelt soviel wie 2005. Parship.com selbst ist Europa-Marktführer. Weitere bekannte Portale sind Elitepartner.de, FriendScout24.com oder Meetic.com. Südtiroler findet man unter 123inserate.net oder suedtirol-flirt.com. Die meisten Singlebörsen ermöglichen in der kostenlosen Variante lediglich das Erstellen eines eigenen Profils und das Stöbern in der Datenbank. Wer mit jemandem in Kontakt treten will, muss eine kostenpflichtige Mitgliedschaft abschließen. Die Preise dieser Abos schwanken zwischen fünf und 40 Euro im Monat. Völlig kostenlose Singlebörsen sind eher selten. Manche sind für Frauen gratis. Aber was hat das Netz dem Single konkret zu bieten? Nirgendwo treffen Suchende auf so viele andere Suchende. Um nicht allzu viel Zeit mit dem Falschen zu verschwenden, gibt es bei Singlebörsen bzw. Partnervermittlungsagenturen im Internet Filtermöglichkeiten. Haar- oder Augenfarbe, Gewicht, Hobbys, Schulabschluss... wie bei einem Autokauf lässt sich so die große Auswahl an einsamen Herzen einschränken. Schwachpunkt dieses scheinbar perfekten Systems ist jedoch genau diese kalte Präzision. All die Paare, die sich konventionell kennen- und liebengelernt haben, obwohl „sie eigentlich nicht mein Typ gewesen wäre“ oder „er so ziemlich das Letzte war, das ich mir erträumt hätte“ würden sich gegenseitig auf der Trefferliste eines Singleportal nie finden. Denn dort werden lediglich Wahrscheinlichkeiten vermittelt – keine Gefühle.

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